02 Juni 2016

Flüchtlinge, äh Neu-Leipziger, und das Interview mit Neudeck

Die ganze Diskussion mit den Flüchtlingen und der gelungene oder gescheiterte Umgang mit der Situation geht mir erheblich auf den Keks.


Grundlegendes muss geändert werden, um nicht nur dieses gesamtgesellschaftliche Problem zu lösen. Bei einer beruflichen Veranstaltung wurde die (Welt)entwicklung im Kontext des Kondratjew-Zyklus dargestellt. Ich bin davon überzeugt, dass es eben mehr ist als "alte" gegen "neue" Welt.

Auf einige Stellen aus dem Interview mit Cap Anamur Gründer Rupert Neudeck möchte ich Euch hinweisen, auch wenn ich sonst mit "Aktivisten" nicht viel anfangen kann. Der Titel hat mich bei der morgendlichen Presseschau neugierig gemacht und ich wurde nicht enttäuscht.

http://m.welt.de/politik/deutschland/article155854013/Fluechtlinge-nutzen-ein-Menschenrecht-zu-luegen.html
Nein, sie [die Flüchtlinge] sind nicht fordernder und auch nicht undankbarer, unser bürokratisches System der Betreuung macht sie fordernder.
=> Das meine ich mit, es muss sich Grundlegendes ändern. Wenn ich weiß, was mir (im Sozialstaat) zustehen kann, werde ich, wenn ich nur ein wenig kriminelle Energie habe, die Ausgangsbasis so gestalten, dass das meiste für mich herauskommt. Dies gilt natürlich nicht für alle Menschen, und schon gar nicht für die Geflohenden pauschal, aber es macht deutlich, dass wir (auch) in einer Mitnahmegesellschaft mit wenig Moral leben.
Sie haben längst vergessen, dass sie in den Ländern, durch die sie gekommen sind, auch die EU-Länder Griechenland und Ungarn und Slowenien, gar nichts bekommen haben. Sie mussten auch die Fähre nach Piräus mit 65 Euro bezahlen und ihr Essen im Lager auf Lesbos.
Sollten wir jetzt anfangen, Plakate und Zettel zu verteilen, was andere nicht getan haben?
In Deutschland bekommen sie nicht nur selbstverständlich und ohne Zeitbegrenzung Unterkunft und Verpflegung, sie haben auch Anspruch auf einen Wohnraum von neun Quadratmetern für die erste Person, sechs für die zweite usw.
Eigentlich ist es doch gut, das unser Heimatland über soviel Geld und Ressourcen verfügt, dass es sich soviel Menschlichkeit leisten kann. Anders herum muss aber auch erlaubt sein zu fragen, ob ein Mensch soviel benötigt, um eine Notsituation zu überstehen.
Das heißt, die Anspruchsgesellschaft, die wir schon für uns manchmal beklagen, weil sie uns lähmt, lebt natürlich auch in der Betreuung der Flüchtlinge. ... Deutschland macht sich zum Pull-Faktor für alle Flüchtlinge und Migranten, weil es die mit großem Abstand allerbesten Bedingungen hat.
Spannend finde ich auch den Absatz indem Neudeck beschreibt, wie er sich ein Ankommen vorstellt. Viele bereits hier Lebende werden dies gut finden, ich auch. Aber ich gehe noch einen Schritt weiter - beeinflusst durch meine Arbeit - und fordere dies auch für die hier Geborenen. Leider wissen sehr wenige etwas über den Staat und die Grundlagen unserer Gesellschaft. Komischerweise wird das nicht deutlich genug gelernt, die Lernenden hören es nicht zu oder wollen es sich nicht merken und in der täglichen Gesellschaft spielt dies keine große Rolle - auch weil viele meinen, das es ja alle wissen. Trugschluss.
Deshalb muss der erste Ankunftstag benutzt werden, das schon deutlich zu machen. Am besten durch einen Hinweis in der Sprache derer, die kommen. Auch Dari, Arabisch, Kurdisch, Urdu. In diesen Sprachen müssen ganz kurz und knapp die "main essentials" unserer Gesellschaft klargemacht werden. Aber den Zettel dürfen nicht die Verwaltungen machen, die übersetzen dann das Grundgesetz. Und zusätzlich zu dem Zettel, den der Flüchtling unterschreiben muss, kommt die Tat. Wenn ein Mann bei der Einteilung in eine Reinigungsarbeit sagt, das wäre die Arbeit seiner Frau, muss ihm gleich klar gesagt werden, dass das hier nicht so ist. Und es muss eine Latte von Sanktionen geben.

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