J.Z.:
Das ist Unsinn. Literarisch ist Leipzig längst tot.
LVZ:
Es gibt die Buchmesse …
J.Z.:
… einmal im Jahr ein isoliertes Großereignis, das übers Jahr immer wieder einschläft. Wenn man Kontakt zu Kollegen sucht, eine lebendige Szene will, ist man hier falsch. Das war mal anders. Es gab in den 90ern, in den Jahren des kreativen Aufbruchs, Lesungen an allen möglichen und unmöglichen Orten. Da haben Leute selbst angepackt und ein Programm auf die Beine gestellt. Heute warten sie auf institutionelle Förderung.
LVZ:
Ist das anderswo anders?
J.Z.:
Sicher. In Berlin funktioniert die Szene nach der Maxime „arm, aber glücklich.“ Natürlich ist das auch kokett. Aber wer versucht Fördermittel abzugreifen, gilt als uncool. Die Devise heißt: Es muss auch ohne gehen. In Leipzig dagegen sind die ehemaligen Off-Stätten längst etabliert. Das sagt eigentlich alles.
Mir ist klar, dass ich nur einen kleinen Teil des Interviews wiedergegeben habe. Beim Lesen kam mir jedoch ein Vergleich in den Kopf. Was passiert, wenn man Literaturstadt mit Familienstadt ersetzt? Sind dann alle uncool, die Projekte nur dann iniziieren, wenn es um (institutionelle) Fördermittel geht? Sind auch die Projekte uncool, die zum Scheitern verurteilt sind, wenn das Ende der (institutionellen) Förderung ansteht?
Klar, ich bleibe in Leipzig und kann da ganz schlecht so vernichtend urteilen.
1 Kommentar:
Ich denke Du vergleichst Äpfel mit Birnen: Die Schriftstellerei ist etwas individuelles, eine Person betreffendes. Etwas für Bohemians, Leute mit Messages, auf Unabhängigkeit ausgerichtete Geister. (Und das sage ich voller Respekt.)
Familien und deren Projekte sind das per se nicht - wobei dies keinen Makel oder eine Abwertung darstellen muss/soll.
Die Frage der Coolness und Angesagtheit stellt sich dabei auch nicht; es geht "nur" darum, seine Kinder großzuziehen, möglichst mit Witz und Weisheit. Coolness schadet da nur.
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